Projektpräsentation der 12. Klassen der Sozialversicherungsfachangestellten an der Berufsschule 2 Landshut: Ein kreativer Blick auf das Thema Sucht
Landshut, 23. Januar 2025 – Am Donnerstagnachmittag wurde die Berufsschule 2 in Landshut zum Schauplatz einer informativen Präsentation der 12. Klassen der Sozialversicherungsfachangestellten. Das Thema der Präsentation war „Süchte“ und wurde im Rahmen des Projekts „Suchtopia“ auf kreative Weise vermittelt. Rund 40 Ehrengäste, darunter u. a. Ausbilderinnen und Ausbilder der Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung, das Schulleitungsteam der Berufsschule 2 sowie die Lehrkräfte der Klassen, nahmen an der Veranstaltung teil. Zudem waren etwa 250 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule 2 Landshut anwesend.
Die Grundlage der Präsentation bildete eine umfassende Befragung von rund 600 Schülerinnen und Schülern der Berufsschule 2 Landshut, die wertvolle Einblicke in die Schülerschaft ermöglichte. Die Auszubildenden beleuchteten die Themen Cannabissucht, Alkoholsucht, Nikotinsucht, Online- und Computerspielsucht, Glücksspielsucht, Shoppingsucht, Pornosucht, Sportsucht und Essstörungen.
Im Rahmen des Spiels „Suchtopia“ wurden den Besuchern verschiedene „Straßen“ der Suchtwelt nähergebracht. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Ergebnissen der Befragung zum Cannabiskonsum an der Berufsschule 2. Dabei gaben 462 der befragten Schüler an, noch nie einen Joint geraucht zu haben. Von den 244 Befragten, die Cannabis bereits konsumiert hatten, waren 12 Schüler beim ersten Konsum jünger als 12 Jahre, 71 zwischen 13 und 15 Jahren und der Rest 15 Jahre oder älter. Die Mehrheit der Befragten ist sich der gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums bewusst, während 18 Schüler diese Risiken nicht kannten und 61 es schlichtweg egal war.
In der „Alkoholgasse“ setzten die Auszubildenden eine besondere Aktion um: Sie luden die Gäste ein, die Auswirkungen von Alkohol auf den Körper mit Hilfe von Rauschbrillen zu erleben. Dafür zeigten die Präsentatoren ein selbsterstelltes Video. Die Brillen simulierten unterschiedliche Promillewerte und demonstrierten, wie stark der Alkoholkonsum das Gleichgewicht, die Bewegungskoordination und die Wahrnehmung beeinträchtigen kann – die Probanden hatten Schwierigkeiten beim Gehen, beim Balancieren und beim Treppensteigen. Ein eindrucksvolles Erlebnis, das die gefährlichen Auswirkungen von Alkohol auf eindrucksvolle Weise verdeutlichte.
In der „Nikotinallee“ wurde den Besuchern u. a. gezeigt, dass 388 Schüler der Berufsschule 2 Nikotin konsumieren, wobei vor allem E-Zigaretten und Vapes populär sind. Die Schülerinnen und Schüler vermuteten, dass dies an dem süßen Geschmack, der leichten Verfügbarkeit und dem Einfluss von Influencern liegt.
Das „Onlinecenter“ widmete sich den Bildschirmzeiten und Online-Sucht. 563 der befragten Schüler gaben an, täglich zwischen mehr als drei und fünf Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen – und das ohne Berücksichtigung der Bildschirmzeiten in der Arbeit. Mögliche Gründe hierfür laut der Präsentatoren: ständige Benachrichtigungen auf dem Handy, das Instant-Feedback der sozialen Netzwerke und die Flucht aus der realen Welt. Um die hohen Bildschirmzeiten zu reduzieren, wurden wertvolle Tipps, wie etwa die Einführung von Handygaragen in der Schule und die Förderung von analogen Aktivitäten, um einen gesunden Umgang mit der digitalen Welt zu ermöglichen, gegeben.
Im „Onlinecenter“ wurde auch das Thema Computersucht angesprochen. Ein Großteil der Schüler der BS2 hat keine Berührungen mit Computerspielen. Jedoch sind bei einem kleinen Kreis Shooter-, Rollen- und Sportspiele beliebt. Die Präsentatorin erklärte, dass Computerspiele ein Eintauchen in fremde Welten und Identitäten erlauben und dies bei manchen ein Suchtpotenzial darstellen könnte.
Die „Shoppingmall“ konfrontierte die Zuschauer mit der Kaufsuchtthematik, eine mögliche Verhaltenssucht. Beispielsweise gaben 52 % der befragten Schüler an, schon einmal Dinge gekauft zu haben, die sie nicht wirklich brauchten – oft aus Gruppenzwang oder impulsivem Verhalten. In diesem Zusammenhang wurde auf die Gefahren einer Kaufsucht hingewiesen und Tipps zum vernünftigen Shoppingverhalten gegeben, beispielsweise klare Grenzen setzen oder Routinen im Alltag ändern.
Auf dem „Pornoboulevard“ lernten die Besucher Ursachen einer möglichen Pornosucht kennen, z. B. soziale Isolation, emotionale Probleme oder negative sexuelle Erfahrungen. Die Schülerinnen erklärten, dass ein großes Problem in diesem Zusammenhang die verzerrte Wahrnehmung von Intimität in pornographischen Darstellungen und dem realen Alltag ist und daher mehr Aufklärung notwendig ist.
Der Essensmarkt bot den Zuschauern interessante Erkenntnisse zur Binge-Eating-Störung und Magersucht.
Eine Binge-Eating-Störung beschreibt regelmäßige Essattacken verbunden mit dem Gefühl sein Essverhalten nicht kontrollieren zu können. Ob Schülerinnen und Schüler der BS2 Landshut an einer Binge-Eating-Störung leiden, ist nicht bekannt. Allerdings ergab die Befragung, dass 119 der Befragten täglich ungesunde Snacks zu sich nehmen, 129 mindestens einmal pro Woche und 242 mehrmals wöchentlich.
Um den Zuschauern einen besseren Einblick in die Gefühlswelt einer magersüchtigen Person geben zu können, simulierten drei Schülerinnen eine Therapiesitzung und zeigten mögliche Merkmale, Auslöser und Therapiemöglichkeiten. Die Schülerschaft der Berufsschule 2 Landshut wurde im Zusammenhang mit ihrem Essverhalten auch befragt, ob ihre Stimmung und ihr Selbstwertgefühl stark von der Waage abhängt. 328 verneinten dies, 225 antworten „unterschiedlich“, 149 bejahten diese Frage. Daher waren die präventiven Informationen sicherlich von Nutzen.
Besonders aufschlussreich war abschließend der Besuch der „Supportstelle“, an der die Besucher erfuhren, an wen man sich im Falle einer Sucht wenden kann. Ein wichtiger Punkt, da 26 % der Befragten angegeben haben die Angebote zur Suchtbekämpfung ihrer Krankenkasse nicht zu kennen. Das You!Mynd-Team, Experten aus der Praxis, gab den Gästen zudem wertvolle Ratschläge und betonte, wie wichtig es ist, das eigene Verhalten regelmäßig zu hinterfragen, um nicht in eine Sucht abzudriften.
Die Präsentation der 12. Klassen der Sozialversicherungsfachangestellten war nicht nur eine gelungene Aufklärung über Süchte, sondern regte auch zum Nachdenken und zur Reflexion an.
Am Ende von Suchtopia konnten sich die Abschlussklassen anschließend im Gespräch mit den Ehrengästen über die bereichernde Erfahrung der Organisation und Konzeption dieses Projektes austauschen.
Alina Grüner, StR
Maria Sojer, OStRin
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