Eine Berufsschullehrerin im Betriebspraktikum in Irland?!
Das mag für manche Außenstehende ungewöhnlich erscheinen, ist jedoch eine sehr sinnvolle Maßnahme der beruflichen Weiterbildung, denn lebenslanges Lernen gilt nicht nur für unsere Schülerinnen und Schüler, sondern selbstverständlich auch für uns Lehrkräfte. In diesem Sinne absolvieren Lehrer an beruflichen Schulen in der unterrichtsfreien Zeit regelmäßig Praktika in Firmen. Neben dem Einblick in Organisation und Arbeitsprozesse erhält die Lehrkraft auch zahlreiche praktische Beispiele und Unterlagen, die ein noch aktuelleres und praxisnäheres Unterrichten ermöglichen. Zudem werden Kontakte in die freie Wirtschaft geknüpft bzw. vertieft, was unter anderem für die Klärung von Spezialfragen sehr wichtig sein kann.
Dies sind meine Erfahrungen, die ich während eines zweiwöchigen Betriebspraktikums in den Osterferien 2023 mit Unterbringung in einer Gastfamilie in Dublin sammeln konnte:
Ich leistete meine Tätigkeit bei der „InTax Ltd“ ab, einem Dienstleistungsunternehmen, das sich auf Steuerberatung und Buchhaltung spezialisiert hat. Hier gewann ich sowohl Einblicke in die Verwaltung der Buchhaltung und Gehaltsabrechnungen für Unternehmen als auch Abwicklung von Steuerdienstleistungen für Firmen und Privatpersonen. Meine Aufgaben umfassten beispielsweise vorbereitende Tätigkeiten zur Übermittlung von Steuererklärungen an die Finanzbehörden: Die Erfassung von Belegen zu Ein- und Verkäufen von Gewerbebetreibenden mit unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen und die Eingabe von Kontoauszugsdaten in Excel. Nebenbei wurde ich auch mit der Ausarbeitung eines Verbesserungsvorschlages zur Gestaltung der Firmenwebseite betraut. Unterdessen konnte ich täglich meine Sprachkompetenzen für den kaufmännischen Englischunterricht – insbesondere von Steuerfachangestellten – auffrischen. Ich genoss die Fachgespräche über das irische Steuersystem genauso wie den informellen Smalltalk mit dem internationalen Team aus Buchhaltern. Besonders imponiert hat mir die Großzügigkeit des Firmeninhabers Irfan, der täglich jedem seiner Angestellten (auch der Praktikantin) in der Pause ein Mittagessen in den benachbarten Cafés auf Firmenkreditkarte spendierte. Ebenso versorgte seine Frau eines Tages nach Feierabend das komplette Büro mit selbst gemachtem „Biryani“, einem leckeren pakistanischen Reisgericht.
Meine Gastfamilie bestand aus Mutter Kim, der 19-jährigen Holly und dem 23-jährigem Sean sowie dem Hund „Heidi“. Ich wunderte mich über den deutschklingenden Hundenamen. Die Antwort und des Rätsels Lösung war: „As a puppy she used to hide all the time.“ Die Gastmutter war eine exzellente Köchin und passionierte Hausrenoviererin. Ersteres lies mich in den Genuss von sehr guter irischer Hausmannskost, wie z. B. Irish Stew, kommen und Zweiteres bescherte mir ein Leben auf der Baustelle. Das neue Gästebad war gerade rechtzeitig vor meinem Einzug fertig geworden und ich durfte die Dusche einweihen. Allerdings hatten die Handwerker eine Isolierung vergessen, was zu einer Überschwemmung in der Küche führte. Die Gastmutter nahm es mit irischer Gelassenheit und das Leck wurde binnen der nächsten zwei Tage behoben, was ich mit bayrischer Gelassenheit hinnehmen musste. Der Einbau der neuen Fenster war glücklicherweise erst nach meiner Abreise geplant. Kim führte mit mir allabendlich eine herzliche Unterhaltung am Esstisch mit anschließender Tasse Tee und ermöglichte mir ein tieferes Verständnis für die irische Gesellschaft. Die Osterfeiertage verbrachte ich nicht nur im Stadtzentrum, sondern auch an der Küste in Howth, Dun Laoghaire und natürlich im Pub bei schönster Livemusik.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei unserem Englischfachbetreuer StD Thomas Forster, der mir das Erasmus+ Praktikum in Dublin vermittelt und sich um viele organisatorischen Details gekümmert hat, den Mitarbeitern von InTax, die sich während meiner Praktikumszeit die Zeit genommen haben, mir die Arbeitsabläufe zu erklären, meine Fragen zu beantworten oder mich mit grundlegenden Informationen zu versorgen. Ebenso danke ich der Gastfamilie Byrne, die mich beherbergt und so aufmerksam umsorgt hat.
OStRin Elisabeth Schmalz